© Ein Interviewbeitrag von Claire Naumann @Pa-Kua München


Aktion "Aufbruch 2021"

Im Rahmen der Aktion erzählen Unternehmer:innen davon, wie sie, trotz Einschränkungen und Geschäftsschließungen, ihre Wege in der aktuellen Zeit gefunden haben. In diesem Beitrag berichtet Claire Naumann von den Pa-Kua Schulen, wie sie weiterhin für ihre Schüler da sein konnten.



Was war die Ausgangslage? 

Wir betreiben eine Pa-Kua Schule. Wir lehren traditionelles, chinesische Wissen über den Erhalt der psychischen und physischen Gesundheit, unter anderem in 8 verschiedenen Disziplinen: Kampfkunst, Bogenschießen, Schwertkampf, Akrobatik, Rhythmus, Sintonie (chinesisches Yoga), Kosmodynamik (Tai Chi), Pakua-Chi.

Jeder Schüler nimmt im regelmäßigen Unterricht an einer oder mehrerer Disziplinen in der Woche teil und 4 mal im Jahr an mehrstündige Seminaren, die Teil der Ausbildung sind. Überprüfung des Gelernten findet ebenfalls 4 mal im Jahr in Form von Einschätzungen statt. Wer nicht regelmäßig trainieren möchte, kann diverse Kurse absolvieren. Es gibt einen aktiven Austausch zwischen Meistern und Schülern und zwischen den Meistern und Schulen weltweit.


Was wurde gemacht? 

In München haben wir die Situation in Italien Anfang 2020 sehr gut beobachten können und ahnten schon sehr früh, daß es einen Lockdown in Deutschland geben könnte. Deshalb hatten wir uns 14 Tage vor dem ersten Lockdown damit beschäftigt, was wir machen werden und wie. Es war sehr schnell klar, daß wir unsern Schüler Das Gefühl geben wollten, daß wir für sie da sind, daß sie Teil einer Gemeinschaft sind. Die Frage war: Wie können wir den Kontakt zu ihnen halten. Lösung: über Online-Meetings. Nächster Schritt: Auswahl der geeigneten Online-Plattform, die Sicherheitsstandards und unseren Anwendungsvorgaben erfüllt. Wir prüften einige und entschieden uns dann für Zoom, da es sehr einfach in der Handhabung ist.

Da wir Teil eines internationalen Netzwerkes sind, mußte noch die weltweite Ausrichtung und die Nutzung von Zoom beschlossen werden und dann ging es schon in der zweiten Woche des Lockdowns los mit den Online-Meetings. 


Wie war der Start?

Der Start war gut. Wir stellten den gesamten Stundenplan auf Online um. Keiner mußte sich umgewöhnen. Die meisten Eltern bzw. Schüler haben unser Angebot angenommen. Anfangs mußte zwar der ein oder andere überzeugt werden, denn nicht jeder konnte sich vorstellen, wie man Bogenschießen, Kampf- und Schwertkunst online lernen kann. Aber mit Demonstrationen und Erklärungen, daß es online kein 100%iger Ersatz für Präsenz ist, waren die meisten Schüler bereit, das Experiment zu versuchen.


Welche Starthürden waren zu überwinden? 

Ehrlich gesagt hatten wir nicht so viele Hürden zu überwinden.

Die Mindestvorraussetzung ist eine Handy und das hat heutzutage ja jeder. Nach und nach haben wir ein Art Online-Setting erstellt, daß wir jedem empfehlen konnte. Alle mußten die Software runterladen und akzeptieren. Anfangs hatte Zoom noch das ein oder andere Sicherheitsdefizit. Zum Glück hat Zoom hier selbst zeitnah nachgebessert.


Wie läuft es jetzt? 

Jetzt läuft es sehr gut. Gegen den Corona-Blues gibt es kostenlose Stunden, Eltern und Freunde können einfach mittrainieren. Wir halten sogar an alten Traditionen fest, wie z.B. Weihnachtsfeier, Faschingsfeier, Tag der offenen Tür.

Wir akquirieren sogar den ein oder anderen neuen Online-Schüler. Natürlich konnten wir nicht alle Schüler halten. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf, daß diese wieder zurück kommen, wenn das Präsenztraining weitergeht. Allerdings muß man auch sagen, daß eine gewissen Onlinemüdigkeit aufkommt. Der menschliche 1-zu-1-Kontakt kann man halt nicht ersetzen.


War die Lösung eine Überbrückung oder ist es dauerhaft? 

Das Online-Training ist in unserem Fall nur eine überbrückende Lösung. Wir sind Menschen und leben von dem gefühlten Miteinander. Sobald wir wieder öffnen können, werden wir wieder auf Präsenz umstellen. Allerdings werden wir in bestimmten Fällen auch online weiterarbeiten. 


Was habe ich daraus gelernt?

Es braucht eine mutigen Schritt und Enthusiasmus für eine Sache. Es braucht Flexibilität, Fantasie und die Bereitschaft, Veränderungen anzunehmen. Und es braucht einen positiven Blick und Hoffnung in Zeiten einer Pandemie. Es muß immer Menschen geben, die andere führen können und die in Krisenzeiten Unterstützung bieten können. Auch wenn das Online-Training nicht perfekt ist, ohne diese Möglichkeit, hätten wir sicher einen Großteil unserer Schüler verloren und auch unsere eigene psychische Gesundheit hätte gelitten. 



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