Wir sprechen immer von Betriebsblindheit, wenn wir merken, dass wir in unseren Gewohnheiten und Routinen so gefangen sind, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken, warum wir etwas machen. Werden wir dann von Unwissenden, also denjenigen, die mit unserem Prozess, unserem Ablauf oder unserem Unternehmen bisher nichts zu tun hatten, gefragt, warum wir das so machen, fehlt uns entweder die Antwort oder es kommt „Weil wir es eben so machen, oder durch die Fragen werden Denkanstöße in Gang gesetzt und wir fragen uns tatsächlich, warum wir das in genau dieser Art und Weise machen. 

Wir Menschen sind Gewohnheitstiere und unser Verstand unterstützt diesen Prozess, weil er darauf programmiert ist, uns zu schützen und uns am besten in unserem gewohnten und damit vermeintlich sicheren Zustand, auch Komfortzone genannt, zu behalten. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass wir betriebsblind werden und Neuerungen und auch Veränderungen erstmals gerne ablehnen.  

Doch diese Betrachtungsweise ist nur eine Seite der Medaille. Über Jahrhunderte haben wir in der Businesswelt den Fokus auf Effizienz, Produktivitätssteigerung und Kosteneffizienz gelegt. Routinen, Standards, Strukturen und festgelegte Abläufe haben uns dabei geholfen, alles zu clustern, in Schemata zu pressen, so dass wir unserem Verstand damit super dienlich sind. Da wir eine sehr verkopfte Gesellschaft sind, sind wir darin auch richtige Weltmeister geworden.

Wie mittlerweile mehrfach wissenschaftlich dargestellt, nutzen wir mit unserem Verstand alleine nur einen geringen Anteil unserer Möglichkeiten, da wir rein funktionell und auf bewusster Ebene nur auf ca. 5-10% der uns zur Verfügung stehenden Informationen zugreifen können, wenn wir alle Handlungen und Entscheidungen auf unsere Kopf-Karte setzen. 


Betriebsblindheit ist eine strukturelle Krankheit

Daher stelle ich die These auf, dass „Betriebsblindheit“ eine Krankheit unseres in Strukturen gepresstes und unserer reinen verstandesgetriebenen Geschäftswelt ist. 

Um in unserem Hamsterrad am besten funktionieren zu können, braucht es, rein logisch gesehen, Strukturen und vorgegebene Abläufe. Fokussieren wir uns jedoch nur auf den Teil, den wir mit unserem Verstand bewusst wahrnehmen und verarbeiten können, bleiben wir in unseren Schemata hängen, Innovationen sind nur eingeschränkt bzw. in einem begrenzten Rahmen möglich, weil der Hauptfokus auf Optimierung und Effizienz gerichtet ist. Dadurch entgehen uns viele Chancen und Möglichkeiten verloren, die für die Weiterentwicklung unserer Angebote und Prozesse im Unternehmen notwendig sind oder wären.

Betriebsblind sind wir somit dann, wenn wir unsere Intuition und unser Herz ausschließen, also den Anteil in uns, der fähig ist, alle übrigen Informationen, die unser Verstand rein funktionell nicht schafft, zu filtern und zu verarbeiten. Das ist die zweite Seite der Medaille. Die Impulse, die wir hier bekommen zeigen sich mehr über Empfindungen, Emotionen, Geistesblitze, Bilder, Wahrnehmungen, Ahnungen und Gefühle. Gleichsam sind es genauso Informationen, nur in einer anderen Sprache, die wir vor sehr langer Zeit verlernt haben zu sprechen. 

Führen wir die beiden Seiten, Verstand und Herz, zusammen und lassen wir sie zusammen agieren, stehen uns eine Vielzahl von Möglichkeiten bzw. Potenziale offen. Zudem sind wir  nicht nur offen und flexibel genug die Potenziale wahrzunehmen sondern sie auch effizient einzusetzen, so dass es für die Betriebsblindheit keine Ankerpunkte mehr gibt.


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